Lastprofile dienen der Verteilung von Verbrauchswerten auf Zeitspannen.

Umbau Lastprofile

Im Folgenden ist die Neuimplementierung der Verwendung von Lastprofilen beschrieben. Um die neue Logik zu aktivieren, muss ELASTICSEARCH_HOST auf die IP oder den DNS Namen vom BDM Server gesetzt werden. Dann werden die Lastprofile direkt aus dem ElasticSearch abgerufen, anstatt den Aufruf über das BDM zu machen. Damit Lastprofile direkt im Indext gespeichert werden, muss zusätzlich LOADPROFILE_UPLOAD_WITHOUT_BDM = true gesetzt sein.

Was sind Lastprofile

Lastprofile sind eine Sammlung von Werten, welche sich auf einen gewissen Zeitraum beziehen und von einem Netzbetreiber für ein bestimmtes Netzgebiet herausgegeben werden. Diese Werte dienen dazu Energieverbräuche innerhalb eines bestimmten Zeitraums aufzuteilen. Mit Hilfe der Lastprofile ist es beispielsweise möglich jahreszeitverursachte Klimaänderungen abzubilden oder auch geänderte Verbrauchsmengen an Feiertagen, Wochenenden oder zu bestimmten Uhrzeiten abzubilden. Lastprofile gibt es sowohl für die Sparte Strom als auch für Gas. Lastprofile sind in verschiedene Lastprofiltypen unterteilt. Die verschiedenen Typen bilden unterschiedliche Verbrauchsverhalten ab. So werden bspw. für Haushalte andere Typen verwendet als für Gewerbekunden usw. Weitere Informationen zu Lastprofilen sind hier zu finden: https://www.bdew.de/energie/standardlastprofile-strom/

Wofür werden Lastprofile gebraucht?

Lastprofile sind grunsätzlich nur zur Schätzung von Zählerständen bzw. Verbräuchen relevant. Sie werden immer dann herangezogen, wenn ein Zählerstand zu einem Tag berechnet werden soll, an dem kein realer Zählerstand vorhanden ist.

Woher kommen die Lastprofile?

Lastprofile werden von den Netzbetreibern über die Marktkommunikation versendet und automatisch in MBS hinterlegt. Außerdem gibt es die Möglichkeit Fallback-Lastprofile manuell über die UI im MSCONS oder CSV Format hochzuladen.

Lastprofile in MBS

Unter Konfiguration -> Lastprofile können alle in MBS gespeicherten Lastprofile eingesehen werden. MBS verwendet grundsätzlich nur Lastprofile welche einen Zeitraum von mindestens 27 Tagen umfassen. MBS kann Lastprofile nach Abruf aus Elasticsearch zwischenspeichern. Diese Funktionalität verringert die Laufzeit des automatisierten Rechnungslaufs da einige Verträge die gleichen Lastprofile verwenden. Das Zwischenspeichern der Lastprofile kann mit Hilfe von Grundeinstellungen konfiguriert werden.

Falls per LOADPROFILE_ACCURACY nicht anders definiert, entscheidet MBS einmal für die ganze Rechnung, ob das Lastprofil vom Netzbetreiber für alle benötigten Zeiträume vorliegt. Falls nicht, wird für alle Hochrechnungen aus der Rechnung das Fallback Lastprofil verwendet.

Standardmäßig speichert MBS einen Wert aus dem Lastprofil pro Tag. Enthalten sind 96 Werte. Da MBS aber immer nur ganze Tage abrechnet, werden die anderen 95 Werte nicht benötigt. (Konfigurierbar per LOADPROFILE_SAVE_ONE_VALUE_PER_DAY)

Falls für einen Zeitraum von einem Netzbetreiber mit gleichem Lastprofilnamen mehrere Lastprofile vorhanden sind, verwendet MBS das zuletzt eingepsielte Lastprofil.

An der Rechnung wird unter Verbrauch gespeichert, welcher Lastprofiltyp (VNB Lastprofil oder Fallback Lastprofil) und welche Lastprofil IDs für die Hochrechnung verwendet wurden.

   

Fallback-Lastprofile

MBS hat die Möglichkeit auf Basis sogenannter “Fallback-Lastprofile” (auch “Default-Lastprofil” genannt) Verbräuche zu berechnen. Dies ist beispielsweise dann sinnvoll, wenn Hochrechnungen für Zeiträume durchgeführt werden, an denen noch kein Lastprofil existiert. Außerdem ist das häufig für Tests auf Testsystemen nützlich.

Spezial Konfigurationen

Mit der Grundeinstellung LOADPROFILE_ACCURACY kann definiert werden, auf welche Art und Weise Lastprofile geladen werden.

Für die Sparte Gas gibt es ein Lastprofiltyp Mapping. Unter Konfiguration -> Lastprofilverwaltung könnnen Lastprofiltypen miteinander verknüpft werden. Sofern also ein Lastprofiltyp A mit Typ B verknüpft ist wird für Verträge denen Typ A zugeordnet ist stets Typ B geladen um den Verbrauch zu interpolieren.

Beispiele

Beispiel 1 (Zählerstände bekannt)

Angenommen ein Vertrag geht zum 1. Januar eines Jahres in Belieferung und soll zum 31.12 desselben Jahres schlussabgerechnet werden. Für beide Daten ist ein rechnungsrelevanter Zählerstand vorhanden (0 kWh zum 01.01 / 1000 kWh zum 31.12). Im gesamten Lieferzeitraum wurden also 1000 kWh verbraucht. Da es zum 01.07 eine Preisänderung gab ist es jedoch notwendig, den Verbrauch zu diesem Tag abzugrenzen.

Lineare Abgrenzung ohne Lastprofile

Verbrauch / Anzahl Tage Verbrauchszeitraum * Anzahl Tage Teilzeitraum

1000 / 365 * 181 = 495.890410959

Lastprofile

Verbrauch / Summe Lastprofilwerte Verbrauchszeitraum * Summe Lastprofilwerte Teilzeitraum

Beispiel 2 (Zählerstände unbekannt)

Angenommen ein Vertrag geht zum 1. Januar eines Jahres in Belieferung und soll zum 30.06 desselben Jahres abgerechnet werden. Der Anfangszählerstand ist bekannt (0 kWh zum 01.01). Weder der Netzbetreiber noch der Kunde teilen einen Zählerstand zum 30.06 mit. Dieser muss also auf Basis der Jahresprognose geschätzt werden. Da der Rechnungszeitraum weniger als ein Jahr umfasst kann nicht einfach die Jahresprognose auf den Startzählerstand addiert werden.

Lineare Hochrechung ohne Lastprofile

Jahresprognose / Anzahl Tage im Jahr * Anzahl Tage im Teilzeitraum

Lastprofile

Jahresverbrauchsprognose / Summe Lastprofilwerte von Enddatum minus 1 Jahr bis Enddatum * Summe Lastprofilwerte Rechnungszeitraum

Beispiel

Lastprofil liegt vom 1.1.-31.12. vor.

Gespeichert wird pro Tag ein Eintrag mit der Summe der Viertelstundenwerte des Tages aus der MSCONS und der Summer alle Viertelstundenwerte bis zu diesem Tag.

Datum Tagessumme Summe vorher
1.1. 10 0
2.1. 9 10
3.1. 8 19
   
30.6. 7 2000
   
31.12. 12 4000

Angenommen die Jahresprognose beträgt 5000 kwh
Dann ist der Zählerstand vom 30.6.:
0 (Zählerstand vom 1.1.) + 5000 (Jahresprognose)/4000(Summe Einzelwerte des letzten Jah-res)*(2000 (Summe Werte vor 30.6.) – 0 (Summe Werte vor 1.1.) = 2500

Alternative zu Lastprofilen

In der Sparte Gas können Verbräuche für Messtellen, dessen Verbrauch überwiegend temperaturabhängig ist, auch auf Basis von Gradtagszahlen berechnet werden. Je nachdem wie die Grundeinstellung GAS_CONSUMPTION_CALCULATION_METHOD definiert ist werden Lastprofile oder Gradtagszahlen für die Verbrauchsrechnung von Gas Verträgen verwendet.