Verträge nach den Netzbetreiberturnus abrechnen

Einführung

Seit dem Release 138 können im MBS Verträge nach den Netzbetreiberturnus abgerechnet werden. Das bedeutet, dass nicht das Datum des Lieferbeginn ausschlaggebend ist für den Termin der Rechnungslegung. Stattdessen orientiert sich dieser an dem Intervall der Zählerstandablesung durch den Messstellenbetreiber (Sparte Strom) bzw. Verteilnetzbetreiber (Sparte Gas).

Da das Rechnungsintervall sich nach der Turnusablesung eines Marktpartners richtet, verwendet MBS für dessen Ermittlung die vorliegenden Stammdaten. Diese werden über die Marktkommunikation als EDIFact in Form von UTILMD Nachrichten ausgetauscht. Die verwendeten Felder nach UTILMD MIG 5.2e sind:

  • Sparte Strom (Gas):
    • DTM+752: Geplante Turnusablesung des MSB (NB)
    • DTM+Z20: Abrechnungsintervall des LF
  • Alternative Werte:
    • DTM+Z21: Termin der Netznutzungsabrechnung
    • DTM+Z22: Netznutzungsabrechnungsintervall des NB

Einsehbar sind die verwendeten Daten über die Oberfläche unter den Punkt Verträge -> Versorgungsübersicht in der Tabelle Lokationsbündel.

Sicht Versorgungsübersicht

Aktivierung

Ein Vertrag wird nach den Netzbetreiberturnus abgerechnet, wenn diesem ein Tarif zugeordnet wird, bei dem Netzbetreiberturnusabrechnung aktiviert ist. Ob dies der Fall ist, kann in der Oberfläche unter Verträge -> Übersicht eingesehen werden. Unter dem Punkt Abrechnungsauslöser wird automatisch zum Netzbetreiberturnus angezeigt. Der Punkt Nächstes Rechnungsdatum wird durch Nächstes Zählerstandableseintervall ersetzt.

Sicht Vertragsübersicht

Neukunden

Um einen Neukunden zukünftig nach den Netzbetreiberturnus abzurechnen, muss diesem vor dem Versand der Lieferbeginn-Meldung ein Tarif mit aktivierter Netzbetreiberturnusabrechnung zugewiesen werden. Eine Anleitung, wie Tarife manuell zugewiesen werden können, finden Sie hier. Nach der Aktivierung der Tarifzuweisung ist das Netzbetreiberturnus-Feature für den Vertrag aktiv. Sobald eine positive Bestätigung von Verteilnetzbetreiber eingeht, wird der Zeitraum für die Abrechnung und dessen Intervall aus den übermittelten Stammdaten ermittelt.

Bestandskunden

Bei einem Bestandskunden kann die Abrechnung nach den Netzbetreiberturnus aktiviert werden, indem diesem ein Tarif mit aktivierter Netzbetreiberturnusabrechnung zugewiesen wird. Eine Anleitung, wie Tarife manuell zugewiesen werden können, finden Sie hier. Nach der Aktivierung der Tarifzuweisung ermittelt MBS die notwendigen Felder aus den Stammdaten, die von Marktpartner übermittelt worden sind, und ergänzt entsprechend die Daten in der Vertragsübersicht.

Tarifwechsel

Wenn bei einem Vertrag mit aktivierter Abrechnung nach dem Netzbetreiberturnus ein Wechsel auf einen Tarif ohne Netzbetreiberturnusabrechnung durchgeführt wird, wird dieses Feature wieder deaktiviert. Das Feld Abrechnungsauslöser wird auf den Standardwert gesetzt, welcher in den Grundeinstellung INVOICE_TRIGGER_DEFAULT definiert ist. Als Nächstes Rechnungsdatum wird das Ende des aktuellen Ableseturnus gesetzt.

Zählerstände

Zählerstände werden auch bei der Abrechnung nach den Netzbetreiberturnus genau so behandelt, wie bei anderen Abrechnungsarten. Es ist allerdings zu beachten, dass nur Zählerstände bestimmter Quellen automatisch als Rechnungsrelevant anerkannt werden. Welche Quellen dies betrifft, kann über die Grundeinstellung DEBITOR_INVOICE_GRID_OPERATOR_INVOICE_RELEVANT_METER_READING_SOURCES bestimmt werden. Im Standardfall sind es Netz, Messstellenbetreiber und Schätzlauf.

Für weitere Details zu Zählerstände siehe Plausibilisierung von Zählerständen oder Bestimmung der Rechnungsrelevanz von Zählerständen.

Rechnungslegung

Im Folgenden wird die Rechnungslegung bei Verträgen, die nach den Netzbetreiberturnus abgerechnet werden, beschrieben. Dabei wird auf die Besonderheiten eingegangen die bei der Intervallabrechnung und für die Rumpfjahre von der ersten Rechnung und bis zu Schlussrechnung gelten.

Intervallabrechnung

Die Intervallabrechnung beschreibt die Abrechnung des Zeitraums, der zwischen zwei Turnusablesungen liegt und vom ablesenden Marktpartner durch das Übermitteln eines Zählerstands dokumentiert wird. Ob die Ablesung an einen Stichtag oder für einen Zeitraum vorgesehen ist, wird durch die Stammdaten vorgegeben. Ebenso legen die Stammdaten fest, wie häufig im Jahr eine Ablesung erfolgt. In MBS lassen sich darüber hinaus über die Grundeinstellungen zusätzliche Puffer vor und nach dem Ableseintervall konfigurieren. Eine Auflistung der hierfür nötigen Einstellungen finden Sie hier.

Zählerstandabrechnung

In den Standardeinstellungen erzeugt MBS Rechnungen auf der Basis der eingehenden Zählerstände. Das bedeutet, dass der verrechnete Leistungszeitraum immer dem Messzeitraum der Marktlokation entspricht.

In diesem Fall ergeben sich gleichbleibende Leistungszeiträume nur, wenn der Marktpartner zum gleichen Datum abließt wie im Vorintervall.

Zählerstandabrechnung 1. Fall: Zählerstand kommt zu gleichen Zeit wie im vorherigem Intervall

Sollte der Marktpartner zu einem früheren Zeitpunkt ablesen, als im vorherigem Intervall, verkürzt sich auch der Leistungszeitraum.

Zählerstandabrechnung 2. Fall: Zählerstand kommt früher als im vorherigem Intervall

Auf der anderen Seite verlängert sich der Leistungszeitraum, wenn der Marktpartner in diesem Intervall später abließt als im vorherigem.

Zählerstandabrechnung 3. Fall: Zählerstand kommt später als im vorherigem Intervall

Schätzrechnung

Sollte kein Zählerstand während des Ableseturnus inklusive des anschließenden Puffers eingehen, so erstellt MBS eine Schätzrechnung. Als Stichtag wird hier das Ende des Ableseturnus genommen. Sollte eine Stichtagsablesung in den Stammdaten definiert sein, ist dies auch der Stichtag für die Schätzrechnung.

Schätzrechnung: Es gehen keine Zählerstände im definierten Turnus ein

Stichtagabrechnung

Über die Grundeinstellung DEBITOR_INVOICE_FIXED_DATE_SETTLEMENT lässt sich die Stichtagsabrechnung im MBS aktivieren. Als Stichtag wird wie bei der Schätzrechnung das Ende der Turnusablesung genommen, für das in der Regel ein zusätzlicher Zählerstand geschätzt wird. Bei der Erstellung werden aber die Zählerstände vom Marktpartner einbezogen, auch die, die innerhalb des anschließenden Puffers eingehen.

Stichtagabrechnung 1. Fall: Zählerständen nach dem Turnusende

Stichtagsabrechnungen werden frühstens zum Stichtag erzeugt.

Stichtagabrechnung 2. Fall: Zählerständen vor dem Turnusende

Rumpfjahr vor der ersten Rechnung

Wenn ein Kunde neu für die Belieferung von Strom oder Gas angemeldet wird, geschieht dies sehr häufig zwischen zwei Ableseterminen der Marktlokation. Dadurch kann bei der ersten Rechnung kein vollständiges Intervall abgerechnet werden. Bei jährlicher Abrechnung wird hier von einem sogenannten Rumpfjahr gesprochen.

Zählerstandabrechnung

Ist in MBS die Zählerstandabrechnung aktiviert, was die Standardkonfiguration vorsieht, orientiert sich die Datumsgrenze des Rumpfjahres an den Beginn des Ablesezeitraums. Kommt ein Vertrag vor dem Beginn des Ablesezeitraums minus den vorangestellten Puffer in Belieferung, rechnet MBS den Vertrag noch im aktuellen Intervall ab.

Lieferbeginn Zählerstandabrechnung 1. Fall: Lieferbeginn vor Ablesebeginn

Kommt die Belieferung aber erst nach dem Beginn des Ablesezeitraums inklusive des vorangestellten Puffers zustande, erfolgt die erste Abrechnung erst im nächsten Ableseturnus.

Lieferbeginn Zählerstandabrechnung 2. Fall: Lieferbeginn nach Ablesebeginn

Stichtagabrechnung

Ist im MBS die Stichtagabrechnung, über die Grundeinstellung DEBITOR_INVOICE_FIXED_DATE_SETTLEMENT, aktiviert, orientiert sich die Datumsgrenze des Rumpfjahres an dem Ende des Ablesezeitraums. Es werden keine Pufferzeiten mit berücksichtigt. Kommt ein Vertrag vor dem Ende des Ablesezeitraums zustande, wird er noch im aktuellen Intervall abgerechnet.

Lieferbeginn Stichtagsabrechnung 1. Fall: Lieferbeginn vor Ableseende

Kommt die Belieferung erst nach dem Ableseende zustande, erfolgt die erste Abrechnung erst zum Ende des nächsten Intervalls.

Lieferbeginn Stichtagsabrechnung 2. Fall: Lieferbeginn nach Ableseende

Konfiguration

Über die Grundeinstellung DEBITOR_INVOICE_GRID_OPERATOR_TRUNK_YEAR_BUFFER kann ein zusätzlicher Puffer auf das Rumpfjahr definiert werden. Der hier hinterlegte Wert wird je nach Abrechnungsart bei der Ermittlung der Datumsgrenze einbezogen, so das diese zu einem früheren Zeitpunkt greift. Der Puffer, solange dieser größer ist, ersetzt den konfigurierten Puffer des Ablesezeitraums bei der Berechnung des Abrechnungsintervalls.

Rumpfjahr bis zu Schlussrechnung

Schlussrechnungen werden beim Netzbetreiberturnus genauso abgerechnet wie bisher.

Stammdatenänderung

MBS passt das Intervall für die Abrechnung automatisch an, wenn über die Marktkommunikation eine Stammdatenänderung eingeht, in der ein anderes Ableseintervall definiert ist. Sollte sich durch die Änderung ein Abrechnungszeitraum ergeben, der länger ist als durch die Grundeinstellung in DEBITOR_INVOICE_MAX_DAYS definiert, wird eine Aufgabe erstellt.